Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm Lahn-Dill |
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Tagesordnungspunkt: | 1. Kommunalwahlprogramm |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 18.11.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 18.11.2020, 11:19 |
A3: Nachhaltige Entwicklung im Lahn-Dill-Kreis
Text
Grün Wirtschaften, gesund Haushalten
Als GRÜNE streben wir ein Wirtschafts- und Finanzsystem an, das im Sinne einer
sozial-ökologischen Marktwirtschaft Wachstum, Effizienz, Wettbewerb und
Innovation als Mittel zur Erreichung von mehr Lebensqualität für alle nutzt.
Alles was wir heute tun, darf nicht zu Lasten der nachfolgenden Generationen
gehen und muss der Zukunftsvorsorge dienen. Das ist das GRÜNE Leitbild, dem wir
folgen.
Zur Bewältigung der durch Covid-19 ausgelösten Krise sind auf europäischer,
bundesdeutscher und hessischer Ebene erhebliche Schulden gemacht worden. Die in
den kommenden Jahren anfallenden Tilgungszahlungen werden den künftigen
finanziellen Handlungsspielraum deutlich mitbestimmen. Gleichzeitig sollen die
wirtschaftlichen Folgen der Krise durch geeignete Maßnahmen so gering wie
möglich gehalten werden.
Auch die im Lahn-Dill-Kreis ansässigen Wirtschaftsbetriebe sowie die
Beschäftigungslage sind von der weltweiten Krise betroffen. Die Auswirkungen auf
die kommunalen Finanzen werden erheblich sein.
Gerade die Einbrüche der kommunalen Einnahmen lassen intensive
Auseinandersetzungen um die richtige und maßvolle Verwendung der zur Verfügung
stehenden Mittel erwarten. Wir wollen deshalb für den Kreis in Frage kommende
Fördergelder beantragen und abrufen. Alle Investitionsvorhaben sollen zudem auf
Nachhaltigkeit geprüft werden, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Wenngleich sich neue kommunale Schulden voraussichtlich nicht gänzlich vermeiden
lassen, halten wir an einer verantwortungsvollen und GRÜNEN Haushaltspolitik
fest. Besonders wichtig ist uns neben dem Ziel eines ausgeglichenen Haushalts
die Generationen- und Chancengerechtigkeit im Blick zu behalten.
Die Klimakrise und die durch die aktuelle Covid-19-Pandemie ausgelöste Krise
zeigen uns die Schwachpunkte in unserer Gesellschaft. Sie haben uns deutlich
gemacht, wie wichtig es ist, unser gesamtes Wirtschafts- und Finanzsystem
widerstandsfähiger aufzustellen, um zukünftigen Krisensituationen auch im Lahn-
Dill-Kreis belastbar und stark begegnen zu können. Das gilt genauso für das
Gesundheitswesen und die Versorgung mit Grundgütern im Kreis.
Dem Klimawandel adäquat und mit schneller und nachhaltiger Wirkung
entgegentreten zu können, ist für uns GRÜNE die größte der aktuellen
Herausforderungen - sind ihre weltweiten Folgen doch unumkehrbar, wenn die
Empfehlungen der Wissenschaft weiterhin missachtet werden. Wir müssen deshalb ab
sofort grün wirtschaften und gesund Haushalten!
Der Lahn-Dill Kreis ist wie kaum ein anderer ländlicher Raum in Hessen geprägt
durch viele international tätige gewerbliche Betriebe. Es ist zu erwarten, dass
in den kommenden Jahren ein verstärkter Strukturwandel aufgrund der sich
verändernden globalen Rahmenbedingungen stattfinden wird. Wir wollen mit unserer
Politik dazu beitragen, dass sich diese heimische Wirtschaft möglichst schnell
auf die neuen Rahmenbedingungen einstellt und die Arbeitsplätze in der Region
erhalten bleiben und auch neue geschaffen werden. Chancen hierfür werden sich
vor allem aus dem europäischen Green New Deal ergeben. Wir GRÜNE wollen hierfür
in einen intensiven Dialog mit allen Beteiligten der lokalen Wirtschaft treten.
Wir wollen die Ansiedlung von neuen Betrieben und Start-Ups durch eine moderne
und leistungsfähige Infrastruktur unterstützen, zu der auch die
Weiterentwicklung des bereits umfangreich erfolgten Breitbandausbaus und die
Digitalisierung gehören. Wir stehen für die Förderung von nachhaltigen Verkehren
sowie für eine Stärkung und den Ausbau von lokalen Bildungseinrichtungen. Mit
unseren Maßnahmen wollen wir ein nachhaltiges und ressourcenschonendes
Lebensumfeld schaffen und damit den Kreis als Standort gerade auch für junge
Unternehmer*innen und Arbeitnehmer*innen noch attraktiver machen.
Wir setzen uns für die Förderung von lokaler Wertschöpfung ein. Gerade
Kleingewerbetreibende, Handwerks- und landwirtschaftliche Betriebe sollen in der
Region einen Markt für ihre Produkte finden. So werden lange Transportwege
vermieden und Wertschöpfung bleibt der Region erhalten. Außerdem werden wir uns
konsequent für Formen der Kreislaufwirtschaft einsetzen: Wir wollen die
Entstehung von Abfällen vermeiden und den Einsatz von Mehrwegverpackungen und
Rücknahmesysteme stärken sowie Rohstoffkreisläufe einführen und etablieren.
Gewerbeentwicklung
Die Gewerbesteuereinnahmen bilden den größten Anteil der kommunalen Einnahmen
und sichern dadurch die wirtschaftlichen Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten
der Kommune. Durch die Kreisumlage hängen auch die Finanzen des Kreises von den
Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen ab. Unternehmen im Lahn-Dill-Kreis schaffen
gleichzeitig aber auch Arbeitsplätze. Prosperierende, gewerbesteuerzahlende
Wirtschaftsbetriebe im Lahn-Dill-Kreis zu halten und Neuansiedlungen
entsprechender Betriebe zu ermöglichen, ist daher für alle Kommunen im Kreis von
Vorteil.
Eine stabile lokale Wirtschaft ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit zur
Innovation. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei auch im Auf- und Ausbau einer
starken Partnerschaft zwischen Kommune und Unternehmen. Wir GRÜNE fördern die
Entwicklung neuer wirtschaftlicher Strategien und alternativer
Entwicklungspfade, die gleichzeitig Klimaschutz und Nachhaltigkeit maßgeblich
berücksichtigen. Dazu gehören auch der signifikante Ausbau lokaler erneuerbarer
Energien sowie innovative Ansätze zur Emissionsreduktion.
Die Ansiedlung neuer Unternehmen, insbesondere Start-Ups, bringt Veränderung und
Entwicklung in die Region. Wir GRÜNE befürworten das. Um die Gewerberegion Lahn-
Dill weiter zu entwickeln und für Unternehmen noch attraktiver zu machen, müssen
noch mehr Fachkräfte vor Ort ausgebildet werden (siehe Bildung). Sie sind
entscheidend für den Beschäftigungsausbau in der Region und damit auch für eine
stabile und gewinnbringende Wirtschaft. Um Handlungsbedarfe ermitteln und
zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklungen vorantreiben zu können, wollen wir
GRÜNE einen Austausch mit allen Akteuren des Wirtschaftslebens
(Unternehmer*innen, Betriebsräte, Kammern, Innungen, Arbeitgeberverbände,
Gewerkschaften) etablieren.
Für die Neuansiedlung von Gewerbe im Lahn-Dill-Kreis müssen Flächen zur
Verfügung gestellt werden. Wir Grüne setzen dabei auf das „Recycling“ von
Flächen vor dem Neubau auf der „Grünen Wiese“. Der Flächenverbrauch soll so
gering wie möglich bleiben. Wir setzen uns dafür ein, dass Flächen nur im
Zusammenhang mit zeitlich unmittelbar anknüpfenden Ausgleichsmaßnahmen neu
verbraucht werden dürfen.
Bei der Vergabe von Grundstücken an Gewerbetreibende sollen zudem die
spezifischen Standortqualitäten des jeweiligen Gewerbestandorts berücksichtigt
werden, um Fehlansiedlungen zu vermeiden.
Wir GRÜNE fordern, dass Gewerbegebiete der Zukunft nach ökologischen, das Klima
maximal schützenden und nachhaltigen Kriterien geplant und umgesetzt werden. Die
Reaktivierung von Güterbahnhöfen und -strecken soll zur Nachhaltigkeit der
Gewerbegebiete beitragen, ebenso wie eine für den Kreis und seine Warenströme
angemessene Logistik. Wichtige Kriterien, die wir fordern, sind zudem die
Etablierung von Kreislaufwirtschaft und eine attraktive Anbindung an den
öffentlichen Personen-, Güternah- und Fernverkehr.
Die knapper werdenden finanziellen Mittel sind eine Herausforderung für Städte
und Kommunen in der Region. Um die steigenden Anforderungen und
organisatorischen Aufgaben umfassend und zufriedenstellend bewältigen zu können,
schließen sich bundesweit immer mehr benachbarte Gemeinden zusammen. Im
regionalen Verbund können Kräfte und Ressourcen gebündelt und die kommunale
Handlungsfähigkeit erhalten bleiben. Das Resultat ist eine Vergrößerung der
weltweiten Wettbewerbsfähigkeit. Damit eine Kooperation von Städten und
Gemeinden langfristig erfolgreich sein kann, sind ein strategisches
Gewerbeflächenmanagement und eine umfangreiche regionale Vermarktung notwendig.
Gewerbesteuereinnahmen werden zwischen den beteiligten Kommunen aufgeteilt. Wir
unterstützen diese Form der regionalen Kooperation im Lahn-Dill-Kreis und
fordern ihre nachhaltig und Klimaschutz-orientierte Umsetzung.
Um die lokale Wertschöpfung und deren Absatzmöglichkeiten vor Ort zu
unterstützen, sollen Vermarktungsstrukturen wie beispielsweise Genossenschaften
gefördert werden.
Mobilität
Die Attraktivität des Lahn-Dill-Kreises ist neben seiner landschaftlichen
Anziehungskraft sowie der in der Region vorhandenen Arbeitsplätze auch abhängig
von der Verfügbarkeit kultureller, sozialer und sportlicher Infrastrukturen.
Diese sind über den gesamten Lahn-Dill-Kreis und die Nachbarregionen verteilt.
Ein nachhaltiges und bürger*innenfreundliches Mobilitätsangebot ist deshalb
besonders wichtig.
GRÜNE Mobilitätspolitik stellt die Menschen und ihre Lebensqualität in den
Mittelpunkt. Mobilität ermöglicht Teilhabe und ist deshalb gerade im ländlich
geprägten Raum mit seinen zu überwindenden Entfernungen besonders wichtig.
Tatsächlich pendeln aufgrund der vielen Gewerbestandorte entlang der Dill
täglich ca. 90.000 Menschen in den Lahn-Dill-Kreis hinein und genauso viele aus
dem Kreis heraus. Darüber hinaus fahren viele Bürger*innen mit dem PKW zum
Einkaufen in die nächste größere Stadt.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird von rund 15.000 Schüler*innen für
den Weg zur Schule genutzt.
Die Anbindung der meisten Regionen des Kreises über den ÖPNV ist durch ein
Basis-Angebot gewährleistet. Mit den von der Verkehrsgesellschaft Lahn-Dill-Weil
mbH beauftragten Busunternehmen gibt es täglich - zu den Stoßzeiten morgens,
mittags und spätnachmittags - mehrere Busverkehre in die kleinen und mittleren
Zentren. In der Regel fahren auch am Wochenende Busse.
Durch das Angebot der Bahn wird die Verbindung in die Großräume Rhein-Main und
Rhein-Ruhr sowie in Ost-West-Richtung möglich.
Ausbau einer zukunftsfähigen Verkehrsinfrastruktur
GRÜNES Ziel für den Lahn-Dill-Kreis ist mehr Mobilität mit weniger Autos. Wir
wollen eine Stärkung des Umweltverbunds aus Bus und Bahn sowie Rad- und
Fußverkehr.
Das seit 2017 im Lahn-Dill-Kreis bestehende Mobilitätsmanagement ist mit dem
Ziel eingerichtet worden, Verkehr umweltfreundlicher, sozialverträglicher und
effizienter zu gestalten. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die Information über
und die Koordination von Mobilitätsangeboten und die Motivation diese
Möglichkeiten auch zu nutzen. Wir GRÜNE setzen uns für eine Verstetigung und
eine personelle Erweiterung dieses Managements für den Bereich professionelle
Verkehrsplanung ein (dauerhafte Planstelle in der Kreisverwaltung): Ausgerichtet
speziell auf den Lahn-Dill-Kreis soll die Mobilität in der Region konzeptionell
weiterentwickelt werden, um die Verkehrswende zukunftsfähig voranzutreiben.
ÖPNV
Der ÖPNV ist ein Hauptbestandteil einer umweltfreundlichen Mobilität. Alle
Regionen des Kreises, auch der Nordosten, müssen kontinuierlich mit dem ÖPNV -
untereinander sowie am Wochenende und nachts - erreichbar werden.
Verbesserungen des ÖPNV im Lahn-Dill-Kreis muss es daher bei der Infrastruktur,
der Taktfrequenz, dem Komfort und der Barrierefreiheit geben.
Aus GRÜNER Sicht ist es erforderlich, allen Nutzer*innen des straßengebundenen
Busverkehrs einen Sitzplatz anbieten zu können und die Anzahl der Stehplätze auf
ein Minimum zu beschränken.
Unter der Führung unseres Dezernenten Heinz Schreiber ist ein neuer
Nahverkehrsplan erarbeitet worden. Er wird voraussichtlich im Februar 2021 vom
Kreistag beschlossen werden.
Mit diesem neuen Nahverkehrsplan wird der Busverkehr am Abend erheblich
ausgeweitet werden. Viele Orte werden mehr und verbesserte Takte für eine
Busverbindung am Sonntag erhalten.
Für uns GRÜNE ist dies zur Umsetzung der Verkehrswende noch lange nicht
ausreichend.
Unser Ziel ist es, das Busnetz so zu gestalten, dass Fahrten bedarfsgerecht und
flexibel angeboten werden können. Unser Ziel ist auch, das Netz der Haltestellen
so auszubauen, dass für alle Bürger*innen die Entfernung vom Wohnhaus zu einer
Haltestelle in der Regel nicht mehr als 0,5 km beträgt.
Die Möglichkeiten weiterer Buskonzepte - z. B. dem Rufbus, der bereit steht,
aber nur fährt, wenn er auch gerufen wird - sind wichtige Alternativen zum
klassischen ÖPNV: Sie decken Bedarfe in den entlegeneren Gegenden ab ohne dabei
durch Leerfahrten die Umwelt unnötig zu belasten. Ergänzend soll das Angebot von
(Jugend-, Frauen-, Senioren-) Taxis und Mitfahrgelegenheiten gefördert und
besser kommuniziert werden.
Wir wollen auch, dass bereits vorhandene Infrastruktur genutzt wird: Wir fordern
ausdrücklich, dass geprüft wird, ob die Reaktivierung der Dietzhölztal-Bahn
sinnvoll und machbar ist. Die Taunus-Bahn soll bis Kraftsolms erweitert werden.
Attraktive Preisgestaltung beim ÖPNV
Ein wichtiger zusätzlicher Anreiz, das Auto stehen zu lassen, ist eine
attraktive Preisgestaltung des ÖPNV. Wir fordern die Einführung eines Flatrate-
Tickets für alle Menschen im Lahn-Dill-Kreis und in Wetzlar, sofern das Land
Hessen eine solche Jahreskarte (Hessenticket) bis Ende 2022 nicht einführen
sollte. Die Mitarbeiter*innen der Kreisverwaltung und der angeschlossenen
kreiseigenen Betriebe sollen weiterhin das Job-Ticket behalten.
Wir wollen einen weiteren Anreiz schaffen, vor Ort auf den ÖPNV umzusteigen,
indem mit dem Erwerb eines Parktickets gleichzeitig die kostenfreie Nutzung des
ÖPNV ermöglicht wird.
Mit wechselnden Verkehrsmitteln unterwegs
Die Pendlerparkplätze an den Bahnhöfen sind teilweise an ihrer räumlichen
Kapazitätsgrenze. Uns ist wichtig, dass ausreichend Parkmöglichkeiten mit
Ladestationen für E-Mobilität an den relevanten Mobilitätsknotenpunkten wie
Bahnhöfen und wichtigen Bushaltestellen zur Verfügung stehen. Grundsätzlich soll
die Dichte von Ladestationen für E-Mobilität erhöht werden.
Ausreichend Abstellmöglichkeiten brauchen wir nicht nur für PKW, sondern auch
für Fahrräder. Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und E-Bikes müssen
diebstahlsicher sein und sollen auch an allen kreiseigenen Gebäuden sowie an
möglichst vielen öffentlichen Gebäuden eingerichtet werden. An allen
Fahrradabstellmöglichkeiten soll es, je nach Bedarf, zudem Schließfächer sowie
Ladestationen für E-Bikes geben, um die Attraktivität des Fahrrads als
alternatives Verkehrsmittel zu erhöhen.
Mit dem Fahrrad unterwegs
Für viele Strecken im Lahn-Dill-Kreis bietet sich das Fahrrad an. Seine
zunehmende Beliebtheit - mit oder ohne E-Unterstützung - wollen wir weiter
fördern, indem wir für eine verbesserte und erweiterte Radwegeinfrastruktur
sorgen. Wir wollen prüfen, an welchen Stellen des bereits bestehenden
Radverkehrswegenetzes gearbeitet werden muss, z. B. um Lücken zu beseitigen.
Damit wichtige Verbindungen im Kreis auch über größere Entfernungen sicher und
attraktiv bei höheren Geschwindigkeiten mit dem Fahrrad oder E-Bike zurückgelegt
werden können, befürworten wir auf der Linie Solms-Wetzlar-Gießen-Marburg und
ggf. Haiger-Dillenburg-Herborn die Planung und den Bau von Fahrradschnellwegen.
Durch die Einbeziehung von bereits vorhandenen ausgebauten Touristikfahrradwegen
wird dabei vermieden, dass der Flächenverbrauch zu stark ansteigt.
Der Lahn-Dill-Kreis hat auf Initiative von uns GRÜNEN ein Rad- und
Fußwegekonzept in Auftrag gegeben. Wir GRÜNE werden uns dafür einsetzen, dass
durch dieses Konzept Rad- und Fußverkehr weiter gefördert werden und dass es
zeitnah beschlossen und umgesetzt wird.
LKW-Verkehr
Den Individual- und LKW-Verkehr auf der Straße wird es im Lahn-Dill-Kreis
weiterhin geben. Die vielen Unternehmen in der Region, die Material-Lieferungen
bekommen oder Produkte ausliefern müssen, sind auf LKW-Verkehr angewiesen. Es
kommt darauf an, dass dieser Verkehr ab sofort z. B. durch immer mehr
alternative klimaschonende Antriebe so umweltfreundlich wie möglich wird. Der
LKW-Verkehr soll nach Möglichkeit weiter reduziert werden, indem er auf die
Schiene verlagert wird.
Weil wir GRÜNE uns für das Wohl der Menschen einsetzen und das von Umwelt und
Klima im Blick behalten, wollen wir, dass Ortskerne beruhigt oder
Ortsdurchfahrten vermieden werden: Die Ortskerne werden dadurch sicherer, die
Luftqualität wird verbessert und die Lärmbelastung reduziert, sodass innerorts
die Lebensqualität steigt und die Ortschaften zügig umfahren werden können.
Wohnen, Bauen und Sanieren
Wohnen ist für uns GRÜNE Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.
Wohnen ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf - Wohnen ist ein Grundrecht.
Seit 2013 nimmt die Einwohnerzahl im Lahn-Dill-Kreis wieder leicht zu. In den
letzten vier Jahren liegt sie bei etwa 254.000 Einwohner*innen.
In den größeren Kommunen insbesondere in den zentralen Orten bzw. den
Mittelzentren besteht nach wie vor ein Bedarf an Neubaugebieten.Gerade mit Blick
auf die demografische Entwicklung wollen wir der Innenbereichsentwicklung in den
Städten und Gemeinden vor der Ausweisung neuer Bauflächen im Außenbereich
ausdrücklich den Vorrang geben.
Ein besonderes Anliegen ist uns GRÜNEN, dass das Bauen und Sanieren im Lahn-
Dill-Kreis nach nachhaltigen Qualitätsmerkmalen erfolgt: Uns ist wichtig, dass
bei Baumaßnahmen die Arbeiten umwelt- und klimaschonendend und energiesparend
durchgeführt werden. Die Kommunen, in deren Zuständigkeitsbereich dies gehört,
sind aufgefordert, zu überprüfen, dass innerhalb von Neubaugebieten die in der
Bauleitplanung geforderten Naturschutzmaßnahmen wie z. B. die Vermeidung von
Bodenversiegelungen auch umgesetzt werden.
Wichtig sind auch die kommunalen Ausgleichsmaßnahmen, die fällig werden, wenn
Wohn- und Gewerbegebäude errichtet wurden. Die zu leistenden Ausgleichsmaßnahmen
aller Gemeinden im Kreis wurden inzwischen von der Verwaltung erfasst. Die
vorhandenen Defizite sollen kontinuierlich weiter abgebaut werden.
Viele Gebäude im gesamten Kreis sind nach wie vor schlecht gedämmt, haben
veraltete Heizsysteme und schöpfen ihre Potentiale bei der Solarenergie nicht
aus. Wir unterstützen deshalb Vorhaben zur Erneuerung bzw. Installation von
Photovoltaik und energieeffizienten Heizungs- und Warmwassertechnologien. Wir
befürworten, dass die Kohlenstoffdioxidbilanz von neu geschaffenem oder
saniertem Wohnraum einen möglichst kleinen Wert aufweist und damit die
Energieeffizienz erhöht wird.
Damit der Wohnhausbestand bei allgemeinem Sanierungsbedarf auch tatsächlich
energetisch nachhaltig saniert wird, schlagen wir eine Kampagne auf Kreisebene
vor, die die Möglichkeiten der Sanierungsmaßnahmen sowie der Förderprogramme,
die genutzt werden können, bekannt macht.
In einigen Kommunen des Kreises gibt es einen Bedarf an bezahlbarem und
angemessenem Wohnraum, der nicht ausreichend bedient wird.
Wir GRÜNE befürworten, dass die kommunale Wohnungspolitik jeweils vorausschauend
agiert und Instrumente entwickelt und einsetzt, durch die mehr bezahlbarer
Wohnraum klimagerecht und umweltschonend geschaffen wird.
Ökologie im Siedlungsgebiet
Wo Boden versiegelt wird, kann er seinen Aufgaben wie z. B. dem Filtern und
Speichern von Wasser nicht mehr nachkommen. Alle Flächen, auf denen Bewuchs
nicht möglich ist - dazu gehören auch die im Trend liegenden „Schottergärten“ -,
sind für die Natur verloren, denn für die meisten Tiere und Pflanzen bieten sie
keine Nahrung und keinen Lebensraum. Wir setzen uns dafür ein und unterstützen
die Kommunen dabei, dass Flächenversiegelungen auf ein nötiges Minimum reduziert
werden. Zudem sollen Ausgleichsflächen für Baugebiete ausgewiesen und gepflegt
werden.
Neben der Einbeziehung von Naturschutzvereinen setzen wir uns dafür ein, die
Bürger*innen so früh wie möglich an der Planung von Ausgleichsflächen wie z. B.
Streuobstwiesen zu beteiligen.
Wir befürworten eine Weiterbildungspflicht für Kommunalarbeiter*innen zum Thema
Landschaftspflege und Naturschutz, damit die kommunalen Maßnahmen vor Ort von
Beginn an unter Natur- und Umweltschutz-Aspekten geplant und durchgeführt werden
können.
Wir setzen uns für umfassende Vogelschutzmaßnahmen an allen öffentlichen
Gebäuden ein: Glasscheiben sollen vogelsicher gemacht und Nistmöglichkeiten -
auch für Fledermäuse - im Siedlungsgebiet vermehrt geschaffen werden.
Zum Schutz der Artenvielfalt gehört ganz maßgeblich auch der Schutz der
Insekten. Wir befürworten, dass in den Kommunen einschließlich der
Siedlungsgebiete für wilde Wiesen als Lebensraum für Insekten gesorgt wird. Zum
Schutz der Insekten gehört jedoch nicht nur das Zur-Verfügung-Stellen von
Lebensräumen. Insektenschutz bedeutet gerade auch im Siedlungsbereich
Beleuchtung zu optimieren. Eine von vielen Ursachen für den dramatischen
Rückgang von Insekten ist ein Zuviel an Licht zur falschen Tageszeit. Die
Reduktion von zu viel Licht schützt nicht nur die Natur, sondern senkt auch den
Energiebedarf und damit den Verbrauch von Ressourcen. Wir setzen uns deshalb
dafür ein, dass für den Lahn-Dill-Kreis ein intelligentes Lichtkonzept erstellt
und umgesetzt wird, das den Menschen Licht nur dann spendet, wenn es nötig ist.
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