Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm Lahn-Dill |
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Tagesordnungspunkt: | 1. Kommunalwahlprogramm |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 18.11.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 18.11.2020, 11:17 |
A2: Klima, Energie, Umwelt- und Naturschutz
Text
- Klima, Energie, Umwelt- und Naturschutz
Die ökologische Krise ist da und wir müssen mit ihr umgehen! Weltweit erleben
wir einen unfassbaren Verlust an biologischer Vielfalt. So zeigt der „Living
Planet Report 2020“ der Umweltstiftung WWF auf, dass zwischen 1970 und 2016 der
Schwund von Arten weltweit bereits bei 68% lag. Hauptursachen hierfür sind die
Naturzerstörung sowie die Überbeanspruchung von Natur und Landschaft.
Ausdruck der ökologischen Krise ist zudem die Verschmutzung unserer Natur durch
Giftstoffe und Plastikmüll. Jede Woche nehmen wir über unsere Nahrung
Mikroplastik auf, welches der Menge einer EC-Karte entspricht.
Die Freisetzung klimawirksamer Gase durch menschliche Aktivitäten führt zu einer
sich immer schneller erwärmenden Erdatmosphäre. Wir alle haben drei Sommer
hintereinander erlebt, in denen es ungewöhnlich warm war und viel zu wenig
geregnet hat. In der Folge wurden und werden die durch die Trockenheit
geschädigten Nadelbäume ein leichtes Opfer von Borkenkäfern. Jede und jeder im
Lahn-Dill Kreis kann die Folgen des Klimawandels unmittelbar vor seiner Haustür
beobachten.
Wahrscheinlich sind bereits beschleunigende Rückkoppelungen, die sogenannten
Kipppunkte, erreicht. In 2020 wurden in Sibirien Temperaturen von über 35°C über
mehrere Wochen erreicht, riesige Waldbrände haben in Nord-Russland und im Westen
der USA gewütet. Alleine in Grönland schmilzt in jeder Minute die gewaltige
Menge von 1.000.000 Tonnen Eis, die Mengen in den Polregionen sind ungleich viel
größer.
Wir GRÜNE wollen uns der weltweiten ökologischen Krise hier in unserem Landkreis
mit aller Kraft und entschlossen entgegenstellen. Hier und jetzt können wir
unmittelbar etwas bewirken.
Energie und Klimaschutz
Klimaschutz bedeutet kommunale Energiewende
Klimaschutz und Klimaanpassung sind essentielle Handlungsfelder geworden, die
keinen Aufschub mehr vertragen. Das Klima ändert sich: auch im Lahn-Dill-Kreis
steigen die Temperaturen, werden die Winter feuchter, und die Wetterextreme wie
Hitzewellen oder Starkregenereignisse nehmen zu und wirken sich auf Menschen und
Umwelt aus.
Uns ist bewusst, dass die ökologische Krise nur weltweit gelöst werden kann.
Jede Kommune, jeder Landkreis kann und muss jedoch seinen Beitrag dazu leisten.
Gerade hier auf lokaler Ebene wird Klimaschutz für Jede und Jeden unmittelbar
erfahrbar und realisierbar.
Bei unserem Handeln vor Ort denken wir die nachfolgenden Generationen mit, damit
wir ihnen eine lebenswerte Region hinterlassen können.
Wichtigstes klimapolitisches Ziel von uns GRÜNEN sind Maßnahmen zur Reduzierung
des Treibhauseffekts. Wir GRÜNE fühlen uns dem Pariser Klimaabkommen
verpflichtet und damit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5°C gegenüber dem
vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. CO2-Neutralität bis 2050 allein reicht
zum Erreichen dieses Ziels nicht aus. Verbunden mit dem 1,5°C-Ziel ist deshalb
ein gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozess, der jedes Land, jede
Kommune, jedes Unternehmen sowie jede Bürgerin und jeden Bürger betrifft. Wir
sehen diesen Prozess als Chance, unsere Lebensgrundlage zu sichern und
gleichzeitig die Lebensqualität zu verbessern sowie durch (Energie-)
Einsparungen ökonomisch davon zu profitieren.
Das Zeitalter der fossilen Energieträger klingt aus; die ökologische Moderne mit
dem Grundprinzip der Nachhaltigkeit hat begonnen. Wir GRÜNE entwickeln es
weiter. Bereits seit 2016 gibt es deshalb für den Lahn-Dill-Kreis eine
inzwischen unbefristete Stelle für Klimaschutzmanagement, durch die dieser
wichtige Prozess kontinuierlich begleitet wird.
Erneuerbare Energien ausbauen, die Energieeffizienz steigern
Der einfachste Weg, das Klima zu schützen, ist, energiesparsam zu haushalten,
indem wir Energie effizienter nutzen. Wir GRÜNE wollen durch Aufklärung und
Vorzeigeprojekte für Energieeffizienz werben.
Die Energien, die wir benötigen, sollen regional und klimaneutral gewonnen
werden. Da der Lahn-Dill Kreis durch viele Betriebe des verarbeitenden Gewerbes
geprägt ist, ist eine vollständige Deckung des Energiebedarfs aus regionalen
Energiequellen voraussichtlich nicht zu erreichen. Gleichwohl ist das Potential,
lokal Energie zu sparen und zu erzeugen bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren vor Ort (Energieberater, Handwerker,
IHK, Banken, kommunale Versorgungsunternehmen, Steuerberater, Werbeagentur etc.)
werden wir GRÜNE deshalb die klimapolitischen Vorteile von Photovoltaik (PV) und
Solarthermie weiter bekannt machen und ihren Ausbau auf den Dachflächen der
Verwaltungsgebäude und der Schulen des Lahn-Dill-Kreises, der ohne zusätzlichen
Flächenverbrauch möglich ist, fördern.
Wir fordern die Einführung einer Solarpflicht für Neubauten im öffentlichen,
gewerblichen und privaten Bereich. Den Aufbau von PV-Anlagen auch auf
Bestandsgebäuden wollen wir unterstützen. Mittlerweile sind die Preise von
Solaranlagen so stark gesunken, dass diese Form der Energieerzeugung auch
wirtschaftliche Vorteile für Betreiber und Nutzer bringt (Eigenverbrauch und
Einspeisung).
Das Solar-Kataster Hessen gibt Aufschluss über die Solarenergie-Potentiale von
Dächern und Freiflächen. Es wendet sich an alle, die über die Installation einer
Solaranlage nachdenken wollen und Informationen über die in Frage kommende
Fläche benötigen: an Haus- und Grundstückseigentümer*innen, Besitzer*innen von
Gewerbe-Immobilien, aber auch an Stadt- und Gemeindeverwaltungen,
Wohnungsbaugesellschaften und Energieversorger. Wir GRÜNE wollen das Solar-
Kataster Hessen stärker bewerben, damit immer mehr Sonnenenergie genutzt wird.
Auf der Homepage des Lahn-Dill-Kreises ist seit kurzem ein Energiespar-Check
hinterlegt, über den jede/r die Chancen für seine Immobilien prüfen kann.
Seit Herbst 2017 dürfen Bürgerinnen und Bürger Minisolaranlagen in jeden
Stromkreislauf anschließen und so die Sonne auf ihrem Balkon zur
Energiegewinnung nutzen. Damit wird die Energieversorgung in der Kommune
demokratischer und regenerativer.
Mit Hilfe der Agro-Photovoltaik können Flächen gleichzeitig für
landwirtschaftliche Produktion und für klimaneutrale und regionale
Energiegewinnung genutzt werden. Durch die Montage der Solar-Module in fünf
Metern Höhe kann unter ihnen Ackerbau bzw. Grünlandbewirtschaftung betrieben
werden. Durch die teilweise Verschattung der Flächen durch die Solar-Module
während der weiterhin zu erwartenden Hitzesommer werden die Böden vor
Austrocknung geschützt und die Erträge gesteigert. Die Agro-Photovoltaik leistet
damit einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung. Sie ist eine Technik, die wir
GRÜNEN ausdrücklich befürworten und die wir aus ihrer Nische herausholen
möchten.
Der Ausbau der Windenergie ist in den letzten Jahren im Allgemeinen, aber
speziell auch in Hessen nahezu zum Erliegen gekommen. Ohne einen deutlichen
Ausbau der Windenergie werden die Klimaziele aber nicht zu erreichen sein.
Deshalb setzen wir uns mit Nachdruck dafür ein, dass für bereits ausgewiesene
Vorrangflächen Investoren gesucht werden und entsprechende Projekte zügig
umgesetzt werden. Eine frühzeitige Einbindung der Bürger*innen vor Ort in die
Planungen und Umsetzungen sowie in Beteiligungen begrüßen wir ausdrücklich, denn
sie trägt erheblich zur Akzeptanz der Windenergie bei.
Auch die Bereitstellung von Wärme durch erneuerbare Energien ist möglich und
dringend nötig.
Wir GRÜNE setzen uns für eine Erweiterung der Energie- und
Verbraucher*innenberatung ein, die derzeit schon zusammen mit der
Verbraucherzentrale und dem Klimaschutzmanagement erfolgt. Ziel dabei ist,
(Wärme-) Energie effizienter und klimaneutral zu nutzen, Wärmeverluste zu
minimieren bzw. weniger (Wärme-) Energie zu verbrauchen. Eine wichtige Maßnahme
ist z. B. der Austausch veralteter Erdölheizungen gegen moderne Wärmepumpen oder
Geothermie. Da der Lahn-Dill Kreis eine Gegend mit viel Wald als potentiellem
Rohstoff ist, bieten sich auch Nahwärmesysteme auf Basis von Holz an.
Den Einsatz weiterer nachhaltiger Technologien wie Fernwärme, Biogasnutzung oder
Solarthermie wollen wir über das Beratungsangebot ebenso verstärkt bewerben und
uns für ihren vermehrten Einsatz stark machen.
Das Besondere an Solarthermie ist, dass am meisten Wärme benötigt wird, wenn am
wenigsten produziert wird - im Winter. Abhilfe schaffen können saisonale (Erd-
)Wärmespeicher, die im Sommer produzierte Wärme sammeln und, wenn es kalt ist,
sie wieder abgeben. Auch Fernwärmenetze benötigen Wärmespeicher, weil sich der
Wärmebedarf und die Erzeugungsleistung voneinander unterscheiden. Damit bereits
produzierte Wärme nicht verloren gehen muss, fordern wir die Erstellung eines
Wärmeatlas, der die Gebiete und Flächen ausweist, die für das Anlegen von
Erdspeichern geeignet sind.
Klimaneutralität für alle kreiseigenen Gebäude bis 2026
Die Kreisverwaltung Lahn-Dill hat mit ihren vielfältigen Funktionen als Vorbild,
Planungsträgerin, Eigentümerin, Versorgerin und öffentliche Auftraggeberin
weitreichende Handlungsmöglichkeiten, um den Klimaschutz voran zu bringen.
Ziel für die Kreisverwaltung selbst sowie für die Schulen im Kreis muss daher
sein, dass sie klimaneutral und nachhaltig werden. Der vollständige
Umstellungsprozess soll bis 2026 abgeschlossen sein.
Bereits jetzt werden alle kreiseigenen Liegenschaften einschließlich aller
Schulgebäude mit Ökostrom versorgt. Durch Sanierungsmaßnahmen und den
intelligenten Einsatz von nachhaltigen Techniken zur Wärme- und Stromproduktion
konnten Energieeinsparungen und -effizienz an vielen Schulen im Kreis deutlich
gesteigert werden. Wärme- und Energieversorgung der Kreisverwaltung in Wetzlar
erfolgen über ein Blockheizkraftwerk und eine nachhaltige Pellet-Heizung, an die
auch der für 2022geplante Erweiterungsbau angeschlossen werden wird. Das in 2016
fertig gestellte Kreisverwaltungsgebäude D hat eine um 30% höhere
Energieeffizienz als die gesetzlich vorgeschriebene Norm. Der Erweiterungsbau
der Kreisverwaltung wird zudem und logischerweise eine PV-Anlage auf sein Dach
bekommen.
Jedes neu gebaute kreiseigene Gebäude soll automatisch eine Photovoltaik-Anlage
auf ihr Dach bekommen, und auch die bereits bestehenden kreiseigenen
Liegenschaften sollen bei Sanierung des Dachs automatisch mit einer PV-Anlage
und damit mit nachhaltiger Energieversorgung ausgestattet werden. In der
kommenden Legislaturperiode sollen für diese Maßnahmen jährlich 300.000 Euro in
den Haushalt des Kreises eingestellt werden.
Das Bauen mit Holz als nachwachsendem Rohstoff mit sehr guten Dämmeigenschaften
wollen wir fördern. Vorbild für eine bereits erfolgte und gelungene Umsetzung
ist die Diesterweg-Grundschule in Herborn, die überwiegend aus Holz gebaut
wurde. Für die Theodor-Heuss-Schule in Wetzlar ist die Holzbauweise ebenfalls
beschlossen worden.
Auch der gesamte Einkauf der Kreisverwaltung soll auf nachhaltige,
umweltfreundliche bzw. ökologisch erzeugte Produkte umgestellt werden.
Wir GRÜNE unterstützen diesen Umstellungsprozess der Kreisverwaltung und der
kreiseigenen Gebäude und Betriebe ausdrücklich.
Das in der Kreisverwaltung angesiedelte Energie- und Klimaschutzmanagement ist
eine essentielle Schaltstelle für die Verbreitung und Umsetzung von
Klimaschutzmaßnahmen und Energieeffizienz-Projekten. Die Impulsberatungen für
Unternehmen, Kommunen und Bürger*innen durch das Klimaschutzmanagement zeigen
konkrete Wirkungen. Die Nachfrage nach Klimaschutzberatungen steigt
kontinuierlich (https://www.lahn-dill-kreis.de/wissenswertes/energie-
klimaschutz/). Die Klimawoche im Lahn-Dill-Kreis in 2019 war ein großer Erfolg.
Die Arbeit des Klimaschutzmanagements muss deshalb konsequent fortgeführt
werden. Um die vorhandene Expertise umfassender nutzen zu können, ist es
notwendig, das Energie- und Klimaschutzmanagement in Entwicklungs- und
Entscheidungsprozesse deutlich früher mit einzubeziehen. Wir wollen ein modernes
und zentrales Energie- und Klimaschutzmanagement in unserer Region weiter
verbessern und fordern deshalb über das bereits bestehende Management hinaus
eine personelle Erweiterung um mindestens eine weitere Planstelle.
Wir stellen als GRÜNE sicher, dass die Umsetzung der beiden Klimaschutzkonzepte
des Lahn-Dill-Kreises und der Stadt Wetzlar eng miteinander vernetzt werden, um
Synergien zu erreichen.
Umwelt- und Naturschutz im Einklang mit der Landwirtschaft
Der Schutz der biologischen Vielfalt und der verschiedenen Lebensräume ist neben
dem Klimawandel die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit. Eine
intakte Umwelt ist unsere Lebensgrundlage und Voraussetzung für ein gesundes
Leben. Biodiversität ist die Basis für saubere Luft und klares Wasser, für die
Produktion von Lebensmitteln wie auch Medikamenten, für die Anpassungsfähigkeit
an veränderte Umweltbedingungen und die menschliche Erholung in der Natur. Viele
Schätze der Natur sind noch unentdeckt und drohen vor ihrer Entdeckung bereits
wieder vernichtet zu werden. Wir Menschen brauchen die biologische Vielfalt, wir
tragen die Verantwortung und haben die Verpflichtung zu ihrem Schutz - für uns,
aber auch um ihrer selbst willen.
Für viele Leistungen innerhalb von Ökosystemen sind Insekten unverzichtbar.
Durch die Bestäubung fast aller Wild- und Kulturpflanzen tragen sie maßgeblich
zu deren Vermehrung bei. Sämereien, Obst und Nüsse sind nicht nur Nahrung für
die vielen pflanzenfressenden Tierarten. Sie sind auch ein wesentlicher
Bestandteil der gesunden Ernährung von uns Menschen. Insektenvielfalt ist
deshalb ein Teil unserer Lebensgrundlage und ihr Schutz unverzichtbar: Viele
Landwirt*innen in der Region sowie der Lahn-Dill-Kreis und der Kreis Gießen
stellen zusammen etwa 580 Hektar insektenfreundliche Flächen zur Verfügung und
tragen dadurch zu Natur- und Wasserschutz sowie einer gesunden Landwirtschaft
bei.
Für uns GRÜNE ist Artenschutz ein wichtiges Ziel, für das wir uns weiterhin
besonders stark machen.
Unseren Kindern wollen wir GRÜNE Erholungsräume, eine artenreiche Natur, gesunde
Wälder, intakte Böden, sauberes Wasser und reine Luft hinterlassen.
Landschaften pflegen und Arten schützen
Die Sorge um die globale Gesunderhaltung der Erde treibt uns GRÜNE um.
Wir wollen deshalb vor Ort mit den Menschen, ob sie die Natur (nachhaltig)
nutzen oder schützen, die Vielfalt in der Natur bewahren und eine ökologische
und bäuerliche Landwirtschaft stärken.
Damit dies gelingt, hat der Lahn-Dill-Kreis - federführend Heinz Schreiber als
Erster Kreisbeigeordneter und Umwelt- und Landwirtschaftsdezernent - die
Gründung der Landespflegevereinigung (LPV) angestoßen und umgesetzt. Die LPV ist
ein wichtiger Akteur im Kreis, um nachhaltigen Naturschutz zu praktizieren. Sie
bringt Kommunen, Landwirt*innen und Naturschützer*innen an einen Tisch und ist
zusammen mit anderen Naturschutzgruppen im gesamten Lahn-Dill-Gebiet unterwegs.
Die Naturschutzverbände beteiligen sich an der LPV, da sie wissen, dass die
vielfältigen Aufgaben nur mit einer breiten Allianz zu bewältigen sind.
Erste Erfolge der LPV zeigen sich z. B. bei den gefährdeten und vom Lahn-Dill-
Kreis zu schützenden Braunkehlchen, deren Anzahl in 2019 wieder auf ca. 160
Brutpaare angestiegen ist. Fördermittel des Bundes und des Landes wurden u. a.
für den Kreuz-Enzian eingeworben und Maßnahmen zu seiner Vermehrung im
Kreisgebiet umgesetzt.
Inzwischen schließen sich immer mehr Kommunen, Verbände und Einzelpersonen der
LPV an. Das hessische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft sieht aufgrund
der positiven Entwicklungen insbesondere im Lahn-Dill-Kreis vor, dass in allen
hessischen Landkreisen flächendeckend Landschaftspflegevereinigungen gegründet
werden sollen.
Unter anderem finanziert durch die Untere Naturschutzbehörde des Lahn-Dill-
Kreises konnte im Lahn-Dill-Bergland mit Hilfe eines Wildkatzen-Monitorings in
2018 nachgewiesen werden, dass diese in den Wäldern lebende Tierart sich wieder
in der Region angesiedelt hat. Wir wollen dafür sorgen, dass sich die Wildkatze
hier weiter ausbreitet und Gefahren für sie minimieren, indem sichere
Verbindungen zwischen den verschiedenen Gebieten, in denen sie leben, geschaffen
werden.
2019 konnten im Lahn-Dill-Kreis vier zusätzliche Naturdenkmäler ausgewiesen
werden. Ihren Wert als seltenes oder historisch interessantes Element in unserer
Kulturlandschaft wollen wir bekannt machen und sie schützen.
Ökologische Landwirtschaft stärken
Ökologische Landwirtschaft bedeutet Wirtschaften im Einklang mit Menschen,
Tieren und natürlichen Ressourcen: Hochwertige Lebensmittel werden
umweltverträglich erzeugt; die natürlichen Produktionsgrundlagen wie Böden,
Artenvielfalt, Gewässer oder Klima bleiben langfristig erhalten.
Wir sind der Landkreis mit dem höchsten Flächenanteil an Ökolandbau in Hessen.
In einigen Gemeinden liegt der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen
bereits bei rund 50 %.
Wir wollen uns dafür einsetzen, dass es sich lohnt Landwirt*in im Haupterwerb zu
bleiben. Noch wichtiger ist uns, Landwirt*innen dazu zu ermutigen, auf Öko
umzustellen. Denn ausgeräumte Agrarflächen haben die Landschaft bereits zerstört
und tragen zusätzlich durch die Art ihrer Nutzung maßgeblich zur Reduzierung der
Artenvielfalt bei. Aber auch den klassisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen
Betrieben soll ermöglicht werden, ressourcenschonender und umweltfreundlicher
anzubauen und zu ernten.
Die 2018 gegründete Ökomodellregion Lahn-Dill-Gießen dient wesentlich zur
Unterstützung der Landwirt*innen bei der Umstellung auf Biolandbau. Wir GRÜNE
setzten uns dafür ein, dass das Programm Ökomodellregion auf Dauer erhalten
bleibt.
Wir wollen dabei helfen, Ökoschlachter zu etablieren und die Anwendung von teil-
und vollmobiler Schlachtung auszubauen. Direktvermarktung spart Wege und hält
die Ware frisch und wird deshalb ebenfalls von uns unterstützt. Regionale und
Bio-Produkte sollen in den Mensen von Schulen und Kitas zu möglichst geringen
Gebühren angeboten werden.
Gewässerschutz
Lahn und Dill - namengebend für unseren Landkreis - sind die prägenden Gewässer
in der Region. Ihre Lebensräume mit einzigartigen Auen sind besonders
schützenswert. Sie werden von zahlreichen kleinen Bächen gespeist, die
wesentliche Funktionen in der intakten Natur übernehmen. Im Umfeld der natürlich
gebliebenen oder renaturierten kleineren und größeren Gewässer ist die
Artenvielfalt besonders hoch. Hier entstehen durch die Bäche wichtige
Verbindungen zwischen verschiedenen Lebensräumen. Ihre Auenlandschaften bilden
einen natürlichen Hochwasserschutz. Strukturreiche und durchgängige Gewässer
puffern lokale Auswirkungen des Klimawandels ab, z. B. durch kühlere
Wasserregionen, in die sich Fische zurückziehen können. Wir GRÜNE wollen zum
Schutz dieser Gewässer beitragen und uns für ihre Renaturierung einsetzen, wo
dies notwendig ist.
Erosions- und Bodenschutz
Erosions- und Bodenschutz sind zentraler Umweltschutz. Versiegelungen wirken
sich negativ auf das Klima aus. Der beste Schutz vor Wasser- und Winderosion ist
ein das ganze Jahr über mit Pflanzen oder Pflanzenrückständen bedeckter Boden.
Jede Maßnahme in der Fläche betrifft immer auch den Boden. Der Erhalt des
Umweltmediums Boden ist deshalb für Klimaanpassung und Siedlungsentwicklung von
zentraler Bedeutung. Das durch das Hessische Umweltministerium finanzierte und
für Wetzlar modellhaft entwickelte Bodenschutzkonzept gibt Auskunft u. a.
darüber, wo sich besonders wertvolle und deshalb schützenswerte Böden befinden
oder wo mit Wasserspeicherpotential des Bodens gerechnet werden darf. Durch das
Konzept, das im Mai 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, werden
hessenweit die Kommunen dabei unterstützt werden, adäquat und nachhaltig mit
ihren Böden umzugehen.
Aufgaben zum Bodenschutz sollen zukünftig ämterübergreifend und interkommunal in
Angriff genommen werden. Wir GRÜNE unterstützen die Umsetzung des
Bodenschutzkonzepts für den Lahn-Dill-Kreis und setzen uns insbesondere dafür
ein, dass der Flächenverbrauch reduziert wird. Wir fordern zudem eine
bodenschonende Erschließung von Neubaugebieten.
Abfallvermeidung
Ressourcen und Umwelt schonen heißt Abfall vermeiden. Deshalb ist die Vermeidung
von Abfall das wichtigste Ziel, wenn es um den Umgang mit bzw. den Verbrauch von
Stoffen geht. Wir GÜNE treiben Konzepte zur Vermeidung von Abfall voran und
setzen uns dafür ein, dass Mehrwegsysteme in immer größerer Zahl etabliert
werden. Auch die Möglichkeiten zum Recycling sollen weiter ausgebaut werden. Ist
die Wiederverwendung nicht möglich, ist die Wiederverwertung die gebotene
Alternative. Rücknahmestellen braucht es gut erreichbar im ganzen Kreis.
Tatsächlicher Abfall ist also die letzte Option. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein,
dass diese letzte Option immer weiter reduziert wird und Produkte so lange wie
möglich im Nutzungskreislauf bleiben.
Damit wirkliche Abfälle immer weniger werden, setzen wir weiterhin auf
Information und Beratung: wir wollen für eine umfassende Aufklärung über die
Wiederverwendbarkeit von Stoffen in Produkten sorgen und uns dafür einsetzen,
dass immer mehr Produkte vollständig nachhaltig hergestellt werden und im
Kreislauf bleiben können (cradle to cradle). Das ist umweltgerecht!
Tierschutz
Der Schutz der Tiere ist für uns ein wichtiges politisches und
gesellschaftliches Anliegen. Die Aufnahme des Tierschutzes als
Staatszielbestimmung ins Grundgesetz verpflichtet auch Kreis und Kommunen, sich
für den Schutz der Tiere einzusetzen. Wir engagieren uns daher für ein stärkeres
Tierwohlbewusstsein sowie für die Unterstützung von Tierheimen und
Tierschutzverbänden. Wir wollen erreichen, dass die artgerechte Haltung von
Tieren Normalität wird.
Für den Tierschutz - und auch für die Lebensmittelüberwachung - im Lahn-Dill-
Kreis sind die Amtstierärzte des Kreisveterinäramts verantwortlich. Die
Möglichkeiten, auf kommunaler und Kreisebene dafür zu sorgen, dass Tiere vor
Verwahrlosung, Misshandlung oder Missbrauch geschützt werden, sind also gegeben.
Für den bestehenden Bedarf an Maßnahmen zur Vorsorge und zum Tierschutz sind die
personellen und finanziellen Mittel allerdings zu gering. GRÜNE
Tierschutzpolitik hat deshalb zum Ziel, umfassende Möglichkeiten zu entwickeln
und zügig umzusetzen, die die ehrenamtlich im Tierschutz Engagierten vor Ort
untereinander koordinieren und unterstützen und gleichzeitig die Zusammenarbeit
mit dem Veterinäramt gewährleisten.
Änderungsanträge
- Ä1 (Petra Birgit Strehlau (KV Lahn-Dill), Eingereicht)
- Ä2 (Sebastian Philip Brockhoff (KV Lahn-Dill), Eingereicht)
- Ä3 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä4 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä5 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä6 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä7 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä8 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä9 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä10 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Zurückgezogen)
- Ä11 (Grüne Jugend Lahn Dill (dort beschlossen am: 23.11.2020), Eingereicht)
- Ä12 (Frank Markus Dietermann (KV Lahn-Dill), Eingereicht)
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